Bochum. Über 100 Besucher, 20 Talks, dazu zahlreiche Zuhörer aus aller Welt. Die embedded systems Konferenz emBO++ hat die Nerds ins Deutsche Bergbaumuseum gelockt und sie nachhaltig für zwei Dinge begeistert: Bessere Softwareentwicklung und Bochum.
Wenn Firmware Architekten von Intel aus Kalifornien, C++-Hochschulprofessoren aus Madrid und der Gründer der Association of Angolan Programmers (APA) nach Bochum kommen, kann es nur die emBO++ sein: Das Fachsymposium für hardwarenahe C++ Entwicklung ist seit vielen Jahren der Treffpunkt für leidenschaftliche Developer aus aller Welt. Hier diskutieren die Nerds, wie Soft- und Hardware effizienter, schneller, sicherer läuft und das Leben deutlich vereinfacht. “Ich wette, dass jeder, der schon ein digitaleres Gerät als einen Hammer in der Hand hatte, ein Stück Software gehalten hat, das eins unserer Speaker mitentwickelt hat”, ist Odin Holmes, Mitgründer der Open Skunkforce e.V. und geistiger Vater der emBO++, überzeugt. Eingebettete Systeme finden sich nämlich in jedem Gerät, in dem ein Prozessor werkelt: Das sind Computer und Smartphones, aber eben auch Fahrstühle, Autos und Industriemaschinen, Kühlschränke, Backöfen, Kinderspielzeug. Odin ist einer dieser Speaker und seine Softwarebibliotheken kommen in Unternehmen wie Google zum Einsatz.
Der Bochumer Odin Holmes konnte zu seinem Talk im Bergbaumuseum laufen, für andere Top-Talker war die Anreise nicht ganz so bequem: Nehmen wir Luke Valenty, Firmware Architekt beim Chiphersteller Intel. Sein Beitrag “High-Performance Message Dispatch in C++” setzt sich mit der internen Kommunikation innerhalb geschlossener Computersysteme auseinander. Dafür reiste er aus Kalifornien an.
Etwas kürzer war José Daniel Garcia Sanchez, Professor für Informatik und Ingenieurwissenschaften an der Universität Carlos III in Madrid, unterwegs. Er ist Mitglied des C++ Standardisierungskomitees und damit maßgeblich an der Weiterentwicklung der Programmiersprache C++ beteiligt. Auf der emBO++ widmete er sich mit der Sicherheitsaspekten in der C++/C Entwicklung auseinander und hat so für reichlich Gesprächsstoff gesorgt.
Detlef Vollmann kommt aus Luzern und hat schon C++-Systeme entwickelt, als viele der emBO++ Besucher noch nicht mal gelebt haben: Sein Wissen aus über 30 Jahren Softwareentwicklung teilt er auf jeder emBO++. In diesem Jahr zeigte er den über 100 Besuchern, wie sie den Kleinstcomputer Raspberry Pi Pico, noch effizienter nutzen können (und damit auch noch Musik machen können.)
“Das Programmkomitee musste wirklich jede Sekunde der Konferenz nutzen, um die vielen hochwertigen Bewerbungen unterzubekommen”, sagt Odin Holmes, der durch die Menge der Einreichungen selbst nur 15 Minuten sprechen konnte.
20 Talks, eine Playlist
Speaker zahlen die Anreise selbst, Sponsoren unterstützen gemeinnützigen Verein
Während viele Konferenz ihre Speaker nur mit Auftrittshonoraren sowie der Übernahme von Hotel- und Reisekosten auf ihre Veranstaltung locken können, geht die emBO++ einen anderen Weg: Wer als Speaker angenommen wird, spart sich lediglich das Konferenzticket. “Deshalb hatten wir im Vorfeld Bauchschmerzen, ob die emBO++ wieder so international ist, wie sie online war”, sagt Odin. Und das war die Konferenz, “unsere Speaker wollen wirklich zur emBO++, um die Community zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen, nicht um ein Honorar zu kriegen”, sagt Odin.
Den Vorstand der Open Skunk Force freut das umso mehr: “Alle Sponsorengelder, die wir nicht in die Organisation der emBO++, etwa für Mieten und Verpflegung, stecken musste, kommt dem Nachwuchs zugute“, sagt OSF-Kassierer Mario-Andreas Stahl. Denn die OSF vergibt Stipendien, die durch Konferenzen und ähnliche Veranstaltungen finanziert werden.
Das sind die Sponsoren:
Hauptsponsor:
Volkswagen InfotainmentSilber Sponsoren:
altia Inc Leica Geosystems part of Hexagon SEGGER Microcontroller Systeme GmbH Auto Intern Gmbh AI-GruppeBronze Sponsoren
embeff GmbH VDE YoungnetNerds sind froh, das Netz abschalten zu können
“Natürlich können wir ohne Internet nicht, aber sich real zu treffen, ist ein Teil der emBO++-DNA”, sagt der erste Vorsitzende Stephan Bökelmann. Nach einer zwei Jahre andauernden Zwangsverlegung der wichtigen Hardware-Konferenz ins Internet, hat die gemeinnützige Open Skunk Force die emBO++ wieder in die Stadt geholt. Damit ist das Organisationsteam dem Wunsch vieler Nerds gerecht geworden. In der Qualität der Talks habe es keinen großen Unterschied gegeben, jedoch war zwischen den Online-Talks etwas “Tote Hose”: Wenn der Speaker fertig war, haben auch die Attendees ihren Laptop für ein paar Minuten zugeklappt.
Im Bergbaumuseum herrschte dafür wieder der emBO++ Spirit, der die Konferenz ausmacht: In jeder Ecke haben die Nerds generdet, die Talks diskutiert und Lösungswege für Probleme gefunden, die normale Softwareentwickler vielleicht noch gar nicht sehen. Das Rahmenprogramm der Open Skunkforce hat die Veranstaltung dann rund gemacht: Ob Spanferkel in der Skunk-Höhle, dem Vereinsheim der Open Skunkforce, oder die Sponsor’s Night von Volkswagen Infotainment im rustikalen Parkschlösschen: Die emBO++ endete definitiv nicht um 18 Uhr.